Antoniushaus, Hochheim

Bunte Vielfalt als Stärke und Merkmal

Peter-Josef-Briefs-Schule feiert 50jähriges Bestehen

Hochheim, den 24. Januar 2019.- „Ein besonderes Merkmal und die Stärke unserer Schule ist die bunte Vielfalt“, sagte  Schulleiter Ralf Stephan anlässlich der heutigen Feier zum 50jährigen Jubiläum der Peter-Joseph-Briefs-Schule. „Sie erfordert eine individuelle Sicht auf jede einzelne Schülerin und Schüler. Nur so kann jeder seine persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln, damit ein guter Start in das Erwachsenenleben gelingt, sich Zukunftsperspektiven entwickeln und alle einen Platz in der Mitte der Gesellschaft finden.“ Mit diesem Ansinnen unterrichten die Lehrerinnen und Lehrer der Schule für körperliche und motorische Entwicklung seit dem 20. Januar 1969. An diesem Tag startete der Unterricht für fünf Kinder an der damals noch ‚Sonderschule für Körperbehinderte‘ genannten Schule des Antoniushauses  Hochheim. Seither ist die heutige Peter-Josef-Briefs-Schule stetig gewachsen. Im Schuljahr 2018/2019 werden an ihr 164 Schülerinnen und Schüler in 18 Klassen unterrichtet.

 

Aufführungen der Schülerinnen und Schüler und Interviews mit den ehemaligen Schulleiterinnen Franziska Keidl und Gudrun Bjaelkerup ließen bei vielen Gästen Erinnerungen an die vergangenen Jahrzehnte wach werden. Ende der 1960er Jahre war das hessische Kultusministerium an die Josefs-Gesellschaft, den Träger des Antoniushauses, mit der Bitte herangetreten, am Antoniushaus eine Schule mit Internat für schulpflichtige körperbehinderte Kinder anzugliedern. Hintergrund war unter anderem die Notwendigkeit, für schulpflichtige Contergan-geschädigte Kinder eine passende Beschulung bereitzustellen. Hierfür wurde ein Schulgebäude in Fertigbauweise errichtet: Es umfasste vier Klassenräume, einen Werkraum, ein Schulleiterzimmer, ein Lehrerzimmer und die Sanitärräume. Als Internat wurde eine Etage des Haupthauses zur Verfügung gestellt. Bereits zum Schuljahresbeginn im September 1969 war die Schülerzahl auf 28 angewachsen, die erste Schulleiterin wurde Franziska Keidl. 1971 wurde die Schule zur Ganztagsschule erweitert. Bereits zehn Jahre nach der Gründung lernen 76 Schülerinnen und Schüler bei 16 Lehrkräften, ergänzt wurde das schulische Angebot durch therapeutische Angebote.

Die Schülerschaft der Peter-Josef-Briefs-Schule, die seit 2003 den Namen des ehemaligen Direktors des Antoniushauses trägt, wuchs stetig, teilweise standen 70 Schüler auf der Warteliste. Mit der Eröffnung eines Neubaus im August 1983 standen schöne Klassenzimmer, Fachräume und Therapieräume in ausreichender Zahl zur Verfügung, außerdem Pausenflächen für gutes und für schlechtes Wetter, sowie behindertengerechte Sanitärräume. Im Frühjahr 1984 wurde mit der Fertigstellung von zwei neu gebauten Wohngruppenhäusern der Engpass, der bei der Internatsaufnahme bestand, behoben. Mit dem Einzug in das neue Schulgebäude wurden auch erstmals praktisch bildbare Körperbehinderte in die Schule aufgenommen.

Mittlerweile hat sich das Verhältnis gewandelt: Die praktisch bildbaren Schüler stellen die größte Gruppe innerhalb der Schülerschaft dar, etwa ein Drittel der Schüler streben den Lernhilfeabschluss an und ein kleiner Teil den Hauptschulabschluss. Zugenommen haben auch die Schweregrade der körperlichen Beeinträchtigungen und Mehrfachbehinderungen. Die Schule sieht sich im Rahmen ihrer Aufnahmekapazitäten für alle körperbehinderten Schüler des Kreises verantwortlich.

Über viele Schüler- und Lehrergenerationen habe sich ein besonderes Lernklima entwickelt und bewahrt. „Wertschätzender Umgang, verlässliche Beziehungen und  gegenseitiges Vertrauen schaffen Bedingungen, in denen Schülerinnen und Schüler gerne lernen“, berichtet der Schulleiter. Gleichzeitig hätten die Kolleginnen und Kollegen Freude, neue Ideen zu suchen, um die Fähigkeiten der Schüler zu fördern und weiterzuentwickeln. „Hierzu gehören das gemeinsame Lernen von Schülern mit unterschiedlichen Begabungen, Projektarbeit, Unterstützte Kommunikation, differenzierte Angebote z.B. in der Berufsorientierung, den Malags (Mal-AGs) und im Treffpunkt, Lernen an und mit modernen Kommunikationsmedien, sowie das Gliedern und Veranschaulichen der Unterrichtsinhalte durch Bilder, Symbole und Gebärdensprache.“

Damit der Spaß nicht zu kurz komme, werde Bewegung an der Peter-Josef-Briefs-Schule groß geschrieben. Am Kicker, mit Fahrrädern, Kettcars, und Rollfietsen, in Fußball- und Basketball-AGs, auf der Bewegungsbaustelle, im Schwimm- und Sportunterricht und in den Therapiestunden kann jeder seine körperliche Herausforderung suchen und sich den Kopf zum Lernen freimachen. „Nur durch Training sind unsere Schulmannschaften jedes Jahr Anwärter auf die Hessenmeistertitel in der Leichtathletik, sowie beim Fuß-und Basketball“, berichtete der Schulleiter stolz.

Dass die ganze Schule gewinnt, dafür sorge das Engagement der Elternschaft. „Besonders hervorzuheben ist die Unterstützung des Förderkreises. Er finanziert unsere Busse für Ausflüge und Klassenfahrten, verwaltet die Einkünfte unserer Malags und ermöglicht Anschaffungen, die unser Budget nicht hergibt“, dankte Ralf Stephan für diese ehrenamtliche Unterstützung.  Sein Dank gelte auch dem Schulelternbeirat und den Mitgliedern des Schulforums, die durch ihre Mitarbeit helfen, Probleme zu sehen und zu lösen, und die sich an einer zukunftsorientierten Schulentwicklung beteiligen.

Auch in Zukunft werde die Peter-Josef-Briefs-Schule die Herausforderungen der Zeit aufgreifen, betonte der Sprecher der Geschäftsführung der Antoniushaus gGmbH,
Dr. Caspar Söling. „Wir haben zwei große Ideen, die wir gerne umsetzen möchten, um weiterhin zeitgemäße schulische Angebot zu machen.“ Das trotz zahlreicher Sanierungen in die Jahre gekommene Schulgebäude müsse den neuen Anforderungen angepasst, instandgesetzt und vergrößert werden. „Hier sind wir in guten Gesprächen mit dem Main-Taunus-Kreis, der uns Unterstützung bei dieser großen Aufgabe zugesagt hat, wofür wir sehr dankbar sind.“

Die zweite Idee betreffe das Thema Inklusion. „Wir werden weiter nach einem Weg suchen, unsere Erfahrung in gelungene inklusive Beschulung umzusetzen oder einzubringen. Wenn man sich die vergangenen 50 Jahre anschaut, in denen die Peter-Josef-Briefs-Schule zahlreiche Herausforderungen gemeistert hat, bin ich zuversichtlich, dass wir auch das schaffen.“

 

Hinweis:

Da zur Jubiläumsfeier aus Platzgründen nicht alle Menschen eingeladen werden konnten, die sich der Schule verbunden fühlen, lädt die Schulleitung bereits heute zum Schulfest am Ende der Projektwoche am Samstag, dem 18. Mai 2019, ein. Auch dieses Fest steht im Zeichen des Jubiläums und auf dem Außengelände des Antoniushauses ist Platz für alle.

 

Kontakt